Sauer macht schön: Der pH-Wert hat großen Einfluss auf das Erscheinungsbild unserer Haut.
Auf unserer Haut lebt die wohl artenreichste Wohngemeinschaft der Welt: Jeder Quadratzentimeter ist von Millionen Mikroorganismen besetzt – von netten und weniger angenehmen. Einige leben ständig dort, andere schauen nur kurz vorbei. Die Haut mag das Getümmel – solange Viren, Pilze, Hefen und aggressive Bakterien nicht die Oberhand gewinnen. Den besten Schutz davor bietet ein leicht saurer pH-Wert, der die schädlichen WG-Bewohner auf der Haut in Schach hält und die netten unterstützt.
„Der pH-Wert wird von körpereigenen sauren Substanzen wie Schweiß, Talg und Hornzellen bestimmt, die von Kopf bis Fuß eine unsichtbare Barriere bilden, die wir salopp als Säureschutzmantel bezeichnen“, sagt Elisabeth Kohrs, Hautexpertin und Inhaberin der Women Lounge. „Aktuellen Erkenntnissen zufolge bewegt sich der pH-Wert unserer Haut zwischen 4,1 und 5,8. Im Gesicht liegt er z.B. durchschnittlich bei 4,7, am Körper zwischen 5 und 5,5.“
Hoher pH-Wert, niedriger Schutz!
Der pH-Wert variiert nicht nur in den unterschiedlichen Körperarealen. Er verändert sich mit der Jahreszeit, dem Alter und durch alltägliche Einflüsse wie Waschen und Eincremen. Allein der Kontakt mit klarem Wasser, das einen neutralen pH-Wert von 7 hat, kann bei empfindlicher Haut die Schutzwirkung der Hautbarriere beeinträchtigen. Elisabeth Kohrs: „Eine Reinigung mit klassischer Seife lässt den Wert binnen Minuten auf 9 bis 10 hochschnellen. Während es eine gesunde Haut problemlos schafft, schnell wieder sauer zu werden, ist die Fähigkeit zur Selbstregulationen bei bestimmten Hauterkrankungen chronisch gestört. Und irgendwann um das 50. Lebensjahr herum verändert sich jede Haut und wird alkalischer.“
Ab pH 7 gedeiht z.B. Staphylococcus aureus – das Bakterium gilt als Auslöser für Ekzeme, Akne und Rosacea. Mit der Erhöhung des pH-Wertes verändert sich außerdem die Aktivität wichtiger Enzyme, die am Aufbau der Hautbarriere beteiligt sind. Die Produktion essentieller Fette und natürlicher Feuchtigkeitsfaktoren gerät ins Stocken. Die Haut kann Feuchtigkeit nicht mehr so gut binden und verliert an Widerstandskraft. Symptome wie Pickel, Rötungen, Juckreiz und ein unangenehm trockenes Hautgefühl können ein Hinweis darauf sein, dass die Haut zu alkalisch ist – genau messen lässt sich das nur im Labor. „Ein cleveres pH-Management kann verhindern, dass der pH-Wert sich dauerhaft verschiebt und die Haut ihr gesundes Gleichgewicht verliert“, sagt Elisabeth Kohrs.
Optimales pH-Management beginnt mit sanfter Reinigung
Empfindliche Gesichtshaut mag es, wenn sie einmal am Tag (abends) von überschüssigem Talg, Staub und Umweltgiften befreit wird – mit einer milden, pH-balancierten Reinigung (z.B. mit „AHA Cleansing Foam“ von Reviderm). Danach unterstützt ein Toner mit einem pH-Wert zwischen 4 und 5 die Regeneration der Hautbarriere (z.B. „Gentle pH Balancer“ oder „AHA Toner“ von Reviderm). Fürs Duschen gilt: Weniger Wasser ist mehr. Zu warme Temperaturen oder ein harter Duschstrahl strapazieren den natürlichen Säureschutz ähnlich wie ein zu aggressives Duschgel.
Ein gepflegter Säureschutzmantel
Das Gesicht ist äußeren Einflüssen und damit pH-Schwankungen besonders intensiv ausgesetzt. Während gesunde Haut mit leicht sauren Produkten im idealen Bereich bleibt, braucht eine Haut mit gestörtem Barriereschutz Produkte mit extra-niedrigem pH. Ideal für jeden Hauttyp und -zustand sind sogenannte Pufferkonzentrate. Das sind fettfreie, sehr sauer eingestellte Seren, die pH-Verschiebungen bis 9,5 abfangen (z.B. „pH Manager“ von Reviderm). Diese Seren werden täglich nach der Reinigung oder als Kur auf das Gesicht aufgetragen. Sie wirken pH-Wert Verschiebungen der Hautoberfläche entgegen, regulieren und stabilisieren den Wert. Die Schutzbarriere wird gestärkt und die Haut widerstandsfähiger. Sie erreicht ihre individuelle Bestform und zeigt das durch einen strahlenden Teint. Auf das pH-regulierende Serum folgt die gewohnte Creme, die ruhig einen höheren pH-Wert haben darf – er wird ja von dem Konzentrat abgepuffert.
P.S.
Know-how pH-Wert
Die Abkürzung „pH” steht für „potentia Hydrogenii”, was wörtlich übersetzt „Die Kraft des Wasserstoffs“ bedeutet. Der Wert ist ein Maß für die Konzentration von Wasserstoffionen. Je weniger Wasserstoffionen in einer Lösung vorhanden sind, desto alkalischer ist sie. Die pH-Skala reicht von pH 0 bis pH 14. Ein Wert von 7 (der von reinem Wasser) gilt als neutral. Alles darunter ist sauer, alles darüber alkalisch. Der pH-Wert von Essig liegt bei ca. 3. Die stärksten Säuren, die sogar Edelmetalle und Glas anätzen, haben etwa pH 1. Zwischen pH 5 und 6 scheint nur ein Unterschied von 1 zu liegen; tatsächlich bedeutet das aber eine 10-fache Erhöhung der Wasserstoffkonzentration. Eine „leichte“ Änderung des pH-Werts hat daher große Auswirkungen. Übrigens: Während es die Haut am liebsten sauer mag, liegt der pH-Wert im inneren unseres Körpers zwischen 7 und 9 und ist damit alkalisch. Und das hat seinen Sinn: So können uns schädliche Bakterien, die sich an die saure Umgebung der Haut angepasst haben, nicht krank machen. Denn selbst wenn sie die Hautbarriere durchbrechen und in den Körper eindringen, scheitern sie dort an der alkalischen Umgebung.
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